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Der Fluch des Überarbeitens – häufige Fehlerquellen

Es ist echt lange her, seit ich zuletzt einen Blogartikel geschrieben habe. Wie ich auf Instagram bereits schrieb, ging es mir psychisch absolut nicht gut. Ich werde darüber einen gesonderten Artikel verfassen, weil ich der Ansicht bin, dass psychische Belange zu oft totgeschwiegen werden.

Worüber ich heute mit euch sprechen möchte: Überarbeitung.

Ich bin derzeit dabei, meinen Erstling, mein absolutes Baby, zu überarbeiten. Hierbei handelt es sich um "Emblem des Dämons", den Roman, den ich mit sechzehn als Fünfteiler geschrieben habe. Aufgrund verschiedener Komplikationen, auf die ich wann anders eingehe, habe ich irgendwann mitten im vierten Teil nicht mehr weitergeschrieben.

 

Die Idee habe ich nie verworfen und immer geliebt. Als ich, angetrieben von meinem jetzigen Ehemann, mit zwanzig beschloss, das Schreiben noch einmal anzufangen, kam mir diese Reihe wieder in den Sinn. Natürlich hat sich mein Schreibstil über vier Jahre hinweg massiv verändert und die Romanreihe wies überall eklatante Schwächen auf. Aber die Grundidee begeisterte mich nach wie vor. Also wurde das Ding neu aufgesetzt, ein Einteiler und nur die absoluten Grundzüge beibehalten, weil der Rest so nicht funktioniert hätte.

 

Wochenlang saß ich an dem Manuskript, bevor es schließlich in die erste Überarbeitung ging. Aus dem rohen Mett, wie ich Schreibanfänge liebevoll getauft habe, wurde eine weniger rohe Alphafassung. Die ging an meinen Ehemann, meinem Alphaleser. Danach überarbeitete ich das Teil noch einmal, bevor ich es etwas liegen ließ und letztlich erneut drüberging.

 

Gegen März gab ich die mehrfach überarbeitete Fassung dann an meine wundervollen Betaleser. Hier nochmal ganz viel Liebe an die tollen Menschen, die sich den Wahnsinn angetan haben! Ich bin euch wirklich dankbar, euer Feedback ist grandios!

Das Feedback? Hart, ehrlich, zeitgleich gut und zerreißend.

Nachdem ich mein Manuskript zurückbekommen und angefangen habe, das Ding erneut zu überarbeiten, möchte ich meinen Kopf am liebsten auf die Tastatur hämmern. Irgendwie habe ich mir über die Jahre hinweg extrem merkwürdige und noch dazu ziemlich dumme Marotten angeeignet.

 

Ihr wollt Beispiele? Bitte!

 

Bindestriche. Allgemein bekannt nutzt man die Dinger, um etwas abzubrechen oder – in seltenen Fällen (wie hier) – in einen Satz einzuschieben. Was mache ich daraus? Ersetze aus irgendwelchen mir nicht ersichtlichen Gründen einen ganzen Haufen Kommata damit.

 

Dreipunkte (das sind die Dinger: " ... ", nur als ein Satzzeichen, also so: " … "). Eigentlich verwendet man Auslassungspunkte, wenn ein Gedanke vorzeitig abgebrochen oder das Satzende verschwiegen wird. Was mache ich daraus? Die Dinger durch die Gegend werfen, als hätte es irgendwo ein Sonderangebot gegeben. Es klingt, als würden meine Charaktere dauerhaft stocken und es ist unfassbar schwierig, meinen eigenen Text zu lesen.

 

Apostrophe. Diese Dinger sind, finde ich, eine Hausnummer für sich. Eigentlich nutzt man es so:

 

1. Bildet man den Genitiv von Namen, die auf einen s-Laut enden → Apostroph. (Z.B.: »Hannes' Lächeln wurde breiter.« anstatt »Hanness Lächeln wurde breiter.«)

2. Wenn in einem Wort umfassend irgendetwas ausgelassen wird oder die Worte mit Auslassung sonst schwer lesbar oder missverständlich wirken. → Apostroph.

(Z.B.: »D'dorf« für »Düsseldorf« (große Auslassung) oder »Einz'ger« für »Einziger«, anstatt »Einzger« (Kann, eventuell, missverständlich wirken)

 

So, was mache ich daraus? Jede einzige Auslassung in der wörtlichen Rede mit einem Apostroph versehen. Da einige meiner Charaktere sehr jugendlich sprechen, sieht das dann etwa so aus: »Jetz' halt' aber ma' die Luft an.« oder »Is' jetz' ma' gut? Hast'es jetz' gleich?« oder »Hab' ich das jetz' schon gemacht?«.

Das mag zwar vereinzelt gut lesbar sein, auf Dauer wird das Ganze allerdings wirklich, wirklich anstrengend. Hier muss ich sagen, habe ich die Regeln einfach falsch verstanden.

 

Ich habe durch meine Betaleser gelernt, dass man diese Apostrophe nur dann in Dialogen verwendet, wenn es sonst schwer lesbar oder missverstanden wirkt. Außerhalb von Dialogen (der Vollständigkeit halber) sollte man eh nicht wirklich herumkürzen, das liest sich seltsam. Kleine Ausnahme (eventuell, manchmal, vielleicht (SELTEN!)): Ich-Erzähler.

 

Wörter wie "is" für "ist","haste" für "hast du" oder "hab" für "habe" sind allgemein gebräuchlich und es ist völlig klar, was sie aussagen sollen. Hier kann man, so die Leserin, die dahingehend was studiert hat, die Teile einfach über Bord schmeißen.

 

Ich habe es dann noch einmal nachgelesen und ja, sie hat recht. Also wieder was gelernt.

 

Weiter im Text.

 

Als und wie. Ich weiß nicht, wann ich angefangen habe, diesen Fehler zu machen. Ich hatte früher auf dem Gymnasium einen Deutschleistungskurs, den ich mit guten Noten abgeschlossen habe. Eigentlich habe ich dort immer durch meine Grammatik und Rechtschreibung geglänzt und plötzlich scheinen absolute Basics aus meinem Gehirn gefallen zu sein, wie Bücher aus einem Regal.

 

Dabei ist die Theorie (und eigentlich auch die Praxis) total einfach:

 

Als wird verwendet, wenn beim Vergleichen etwas unterschiedlich ist.

Wie, wenn etwas gleich ist.

 

Nun, ich werfe die Wörter inzwischen kunterbunt in der Gegend umher, dass mein Text teilweise ein einziges Fiasko wird.

 

Eine meiner größten Schwächen habe ich zum Glück bei meiner ersten Bearbeitung schon größtenteils ausgemerzt: herauf und hinauf (etc. pp.)

 

Kurz zur Erklärung:

 

Her heißt: von einem anderen Ort zu mir.

Hin: Von mir zu einem anderen Ort.

 

Ich muss offen zugeben, dass mich diese Worte schon oft an den Rand des Wahnsinns getrieben haben. Vorallem, wenn der Ort des Geschehens man selbst ist. 

 

Würgt man nun das Essen herab oder hinab? Würgt man Magensäure jetzt herauf oder hinauf? Eine Freundin hat mir hierfür einen interessanten Merksatz geschrieben, vielleicht hilft der euch auch?

 

»Man würgt das Essen herunter, weil es in dich rein geht. Die Magensäure steigt deine Kehle hinauf, weil sie aus dir raus will.«

Zu was führen diese ganzen kleinen Fehler?

Kurz gesagt: jeder Menge Arbeit.

 

Ich verfluche mich inzwischen selbst. Ich mache Fehler, die ich eigentlich niemals machen würde und habe mich so sehr bemüht, alles richtig zu machen, dass ich extrem viel falsch gemacht habe. Man könnte sagen, dass ich vieles verschlimmbessert habe. Ich glaube, ich weiß inzwischen auch, weswegen. Ich war mir so sicher, die Regeln der deutschen Sprache zu beherrschen (was ich größtenteils auch tue), dass ich nicht gemerkt habe, dass es welche gibt, die ich zwar intuitiv richtig anwende, aber bei genauerem Nachdenken nicht zu 100% beherrsche.

 

Und das, liebe Leser, ist wirklich anstrengend. Darum: Wenn ihr irgendwelche Regeln nicht versteht, lest sie nach! Macht es nicht wie ich und verfasst drei verdammte Bücher auf gut Glück! Eure Nerven werden es euch danken, glaubt mir.

Was bleibt mir noch zu sagen?

Ganz ehrlich? Ich mag nicht mehr. Überarbeitungen sind blöd und langwierig. Permanent denkt man darüber nach, welche Szenen sinnvoll sind und welche nicht oder wo man etwas hinzufügen muss oder eben nicht.

 

Aber: Das ist der Weg, den ich gewählt habe – der Weg, den wir alle gewählt haben. Wir, die unser Herz in Worten auf das Papier fließen lassen.

 

Darum: Lasst euch nicht abschrecken und zieht es durch. Eure Romane werden wundervoll werden, glaubt mir!

 

Eure

Nathalie

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